Gebissloses Reiten wird unter Pferdefreunden gerne diskutiert. Was sind Vorteile und Nachteile, worauf kommt es wirklich an?
Viele Reiter sind der Überzeugung, dass gebissloses Reiten schonender und angenehmer für das Pferd sei. Dazu gibt es einige Argumente, die das unterstreichen sollen.
So hört man unter anderem, dass Gebisstücke auf Zunge und Gaumen drücken und so Schmerzen verursachen oder sogar für Atemnot sorgen würden. Ein Gebiss könne beim Pferd zum Beispiel auch einen Reflex auslösen, der auf das Fressen abzielt und erhöhten Speichelfluss zur Folge habe.
Eine gebisslose Zäumung stelle sicher, dass im Maul des Tieres kein ständiger Druck entsteht.
Gebissloses Reiten bedeutet nicht immer pferdefreundliches Reiten
Doch ganz so einfach ist die Diskussion nicht. Es gibt auch Argumente gegen gebissloses Reiten. So darf man jene Zäumungen (mehr zu gebisslosen Zäumungen auf Wikipedia) nicht vergessen, die zwar gebissloses Reiten ermöglichen, aber durch Hebelwirkung massiv und schmerzhaft einwirken können.
Nur weil ein Pferd kein Metall mehr im Maul hat, ist die Methode nicht unbedingt sanfter. Mit einer mechanischen Hackamore kann man dem Pferd das empfindliche Nasenbein brechen. Gebissloses Reiten heißt nicht in jedem Fall pferdefreundliches Reiten.
Zäumungen, die unserer heutigen Wassertrense nicht unähnlich sind, gibt es bereits seit fast 4.000 Jahren – sie scheint sich also bewährt zu haben. Man geht davon aus, dass durch das Spielen damit die Lockerung des Halses und somit des Rückens gefördert wird.
Problemzone Rücken beim gebisslosen Reiten
Ein schwingender, sich selbst tragender Rücken ist unerlässlich, damit ein Pferd dauerhaft ohne Schmerzen geritten werden kann. Man tut seinem Pferd keinen Gefallen, wenn man es zwar gebisslos, aber auch ohne Selbsthaltung vor sich hin latschen lässt.
Früher oder später nimmt der Rücken Schaden. Ein gerittenes Pferd muss gymnastiziert werden und das ist gebisslos nur bei einem korrekt über Schenkel und Kreuz gerittenem Tier möglich.
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Gebissloses Reiten bei einem gut ausgebildeten Pferd
Ist ein Pferd so ausgebildet, spricht nichts gegen gebissloses Reiten. Auch Pferde, die traditionell mit Bosal geritten werden, werden erst einmal mit einer dicken Wassertrense angeritten.
Ist man in der Lage, das Pferd korrekt über Kreuz und Schenkel zu reiten: Dann sollte man einfach ausprobieren, was es bevorzugt, mit welcher Zäumung es sich besser und schneller löst, welche es gut annimmt und ob es sich gebisslos wohlfühlt. Wer sein Pferd kennt, merkt das schnell.
Es gibt auch Pferde, die mit dem vielen Metall im Maul wunderbar gehen, das viele Zeug zum Spielen im Maul lieben. Gebisslos ist für solche Pferde nichts. Natürlich gibt es auch genau umgekehrte Fälle. Deshalb sollte man genau hinschauen und auch hinfühlen, wenn es um das eigene Pferd geht.
Das Gerittensein ist der Punkt beim gebisslosen Reiten
Beim gebisslosen Reiten teilen sich eben die Geister – und die Pferde. Es gibt durchaus Pferde, die man mit halsreif oder ganz ohne Kopfzeug prima und korrekt reiten kann und es gibt Pferde, die mit einem ganz schnell die richtige Haltung und eine Art Anlehnung finden und dann gibt es wieder andere, die brauchen das Gebiss, um daran treten zu können, und eine Reiterhand als Hilfe.
Fakt ist, gebisslos oder nicht, es kommt ganz entscheidend auf das Gerittensein des Pferdes an und ob mit oder ohne Metall im Maul – immer kann man durch Grobheit dem Pferd Schmerzen zufügen oder ihm eine wirksame und willkommene Hilfe sein.
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