Es ist Zeit für Frühlingsgefühle – auch beim Pferd! Trifft uns die Freude über die ersten Sonnenstrahlen nicht alle? Sind wir nicht auch beschwingt und guter Dinge, wenn es das erste Mal wieder sonnig und warm ist und wir ohne dicke Jacke uns draußen aufhalten können?
Ja, wir haben Frühlingsgefühle und nicht anders geht es unseren Pferden, von denen viele den ganzen langen Winter über die meiste Zeit in der Box verbracht haben.
Aber selbst diejenigen glücklichen Pferde, die auch im Winter auf Weide oder Paddock durften, sticht, wie man so schön sagt, dann der Hafer, sie werden übermütig – sie haben einfach Frühlingsgefühle.
Frühlingsgefühle beim Pferd richtig einschätzen
Um die Frühlingsgefühle des eigenen Pferdes richtig einschätzen zu können, müssen wir diese verstehen. Sie liegen in der Evolution bedingt und sind ganz normal. Die erhöhte Sonnenkraft zeigt dem Pferdeorganismus, dass nun eine Zeit mit viel Nahrung beginnt, was mit dem Einsetzen der Paarungszeit aufgrund hormoneller Umstellung zusammenfällt.
Dies löst bei Equiden nicht nur einen starken Wandertrieb, sondern auch Rangeleien, Raufereien und vor allem Imponiergehabe aus. Jeder möchte sich zeigen und selbst Wallache werden manchmal richtig hengstig. Dieses Umschalten von Sparflamme im Winter auf Sommermodus stellt uns Reiter da einfach vor ein Problem, mit dem wir leben müssen, zumal in dieser Zeit auch die Turniersaison beginnt und wir das Training ja nicht einfach ausfallen lassen können.
Das Pferd ist kaum zu bändigen – Was tun?
Was aber macht man mit einem Pferd, das aufgrund seiner Frühlingsgefühle und seines Bewegungsdrangs kaum zu bändigen ist? Ganz einfach: arbeiten – aber erst, nachdem man ihm Zeit und Raum gegeben hatte, sich auszubuckeln und auszutoben.
Ist das Tier in guter Verfassung, spricht nichts dagegen, es ein wenig zu scheuchen, es seine Grenzen spüren zu lassen. Ein Pferd, das ausgepowert mit der Arbeit beginnt, hat kein Interesse mehr am Rumhopsen.
Das Pferd beobachten
Trotzdem genügt das nicht immer, um unangenehme Auseinandersetzungen zu vermeiden. Darum ist es sinnvoll das Pferd zu beobachten und an Tagen, an denen die Natur allzu deutlich ihren Tribut fordert, sich einfach nicht draufzusetzen, sondern Dinge zu tun, die dem Drang nach Bewegung und sich zu zeigen nicht zuwiderlaufen. Dazu eignet sich wunderbar Bodenarbeit (mehr dazu), Longieren oder Freispringen. Das fördert das Vertrauensverhältnis und destruktive Machtkämpfe werden vermieden.
Nun werden viele sagen, das geht aber doch nicht, dass das Tier bestimmt, wo es langgeht. Tut es auch nicht. Wir bestimmen das, nur machen wir uns unser Wissen zu Nutze, dass im Moment das Pferd eben durch seine Frühlingsgefühle gesteuert ist.
In der Führungsposition bleiben
Es weiß nicht, dass wir wegen ihm heute Bodenarbeit machen, sondern wir bleiben so in der Führungsposition. Bei einem richtigen Machtkampf aber könnten wir unterliegen, das Pferd könnte durchgehen, steigen, … was auch immer. In jedem Fall wäre solches Verhalten für uns und das Tier nicht ungefährlich und sinnlos.
Ein guter Reiter ahnt, was er gerade jetzt seinem Pferd abverlangen kann und vermeidet Dinge, zu denen das Pferd aktuell nicht in der Lage ist. So werden immer wieder für beide Seiten positive Erlebnisse geschaffen, das Vertrauen gestärkt und am Ende wissen beide Partner: Wir können uns aufeinander verlassen!
Und dann sind selbst Frühlingsgefühle kein Hindernis mehr für einen sicheren und entspannten Ausritt.