Das Heunetz ein idealer Weg, um deinem Pferd genau die passende Menge Futter zu geben. Pferde sind so genannte Dauerfresser. Weil sie sich ausschließlich von pflanzlicher Kost ernähren, benötigen sie bei ihrer enormen Körpermasse jede Menge Futter, und zwar ohne Pause. In der Natur sind Pferde den ganzen Tag mit dem Grasen beschäftigt – eine Haltungsform, die heute nicht immer ohne weiteres möglich ist. Wenn du dein Pferd in der Box stehen hast oder du es auf der Weide besonders sicher und hygienisch versorgen willst, kommst du um den Einsatz von Heunetzen kaum herum. Dieser Beitrag gibt dir einen ersten Überblick, was ein Heunetz ist welche Typen es gibt und was bei ihrem Einsatz beachtet werden sollte.
Wozu braucht man ein Heunetz?
Heu, auch Raufutter genannt, stellt das Grundfutter dar, das den ganzen Tag über bereitstehen sollte. In der freien Wildbahn beschäftigen sich Pferde etwa 80% des Tages mit dem Fressen. Dieser Hauptbeschäftigung geht das Pferd sogar nachts nach. Pro 100 kg Körpergewicht benötigt dein Pferd pro Tag etwa 1,5 bis 2 kg Heu. Dieser Futtertyp ist besonders voluminös und verteilt sich auch bei einem leichten Wind oder bei Zugluft im Stall relativ schnell auf dem ganzen Boden. Dies ist aus mehreren Gründen nicht wünschenswert, denn auf dem Boden verschmutzt das Heu leicht durch Kot oder Urin und geht für die Ernährung verloren. Wenn du das Futterheu deinem Pferd im Heunetz anbietest, umgehst du diese Gefahr. Es wird kein Heu, das als Futter angeschafft wurde, mehr verschwendet.
Was ist ein Heunetz?
In einem Heunetz kannst du die Futterportion deines Pferdes kompakt an einem einzigen Ort zum Fressen anbieten. Das Netz hält das Heu sicher zusammen, was bei einem losen, zum Wegwehen neigenden Futtermittel nicht ganz trivial ist. Das Heu bleibt sicher und trocken verwahrt und kann direkt aus dem Netz gefressen werden. In leerem Zustand ist das Heunetz etwa doppelt bis dreimal so lang wie gefüllt. Generell handelt es sich bei Heunetzen um Netze aus festem Kunststoffgewebe. Es gibt sie aus Kordel oder aus Gurt. Kordelnetze liegen bei einem Kordeldurchmesser zwischen 2,5 und 3 mm, jedoch stehen auch Varianten mit bis zu 5mm Stärke zur Verfügung. Das Heunetz aus Kordelmaterial werden gerne durchgebissen so dass du möglicherweise viel Arbeit mit der Reparatur hast oder es sogar relativ häufig ersetzen musst. Eine Alternative sind dann Gurtnetze aus stabilem Gummimaterial. Dein Pferd wird das feste Gummi sehr wahrscheinlich nicht durchbeißen, da dieser Netztyp wesentlich robuster ist als das Kordelnetz. Dafür ist allerdings die Befestigung etwas komplizierter, weil das Gurtnetz ein höheres Eigengewicht hat. Ein Heunetz zeichnen sich durch UV-Beständigkeit und Verrottungssicherheit aus. Zudem halten sie allen Witterungen stand. Die Befestigung von Heunetzen ist je nach Typus unterschiedlich. Sie können an Stallbalken oder Weidepfählen festgemacht werden, aber auch an Bäumen, der Stallwand oder über dem Trog angebracht werden. Die meisten entscheiden sich eher für Netze aus Kordelmaterial, auch wenn man sie öfters mal austauschen muss.
Welche Heunetz-Typen gibt es?
Fütterungsoptionen sind so vielfältig wie die Pferde selbst, deswegen gibt es auch in Sachen Heunetzen eine große Auswahl. Das Heunetz für Rundballen ist besonders einfach zu handhaben. Sie werden einfach über den Rundballen Heu gezogen, befestigt und dann auf den Futterplatz gelegt.
Klassisch für die Anbringung an der Stallwand ist das Heunetz in viereckiger Grundform. Sie werden auch als Heunetz-Taschen bezeichnet. Sie minimieren das Risiko, mit dem Hufeisen im Netz hängen zu bleiben. Auch einer Fehlhaltung des Kopfes wird durch diese Befestigungsmethode vorgebeugt.
Das freihängende Heunetz wird von der Decke abgehangen. Sie erfordern eine besonders große Anstrengung vom Pferd, um das Heu fressen zu können. Eine dauerhafte Fehlhaltung ist vom Pferd dazu erforderlich. Hier sollte man unbedingt aufpassen, dass sich das auf Dauer nicht in Haltungsschäden manifestiert.
Heunetze mit Fenstern im Netzmaterial, ermöglichen einen leichteren Zugang zum Futter. Trotzdem verhindern sie, dass das Pferd mit dem Körper und vor allem dem Huf im Netz gefangen wird.
Maschengröße passend wählen
Die Maschengröße hat bei Heunetzen wesentlichen Einfluss auf die mögliche Fressgeschwindigkeit des Pferdes. Je größer die Maschen, desto leichter kann das Pferd das Heu erreichen.
Du fängst erst an, dich mit Heunetzen zu beschäftigen? Dann ist die Maschengröße von 4×4 cm ein guter erster Einstieg. Gewöhnt sich dein Pferd schnell an die neue Fütterungsmethode, kannst du ein engmaschigeres Netz wählen.
Prinzipiell bietet besonders das engmaschige Heunetz einige Vorteile. Sie halten das Heu besonders dicht zusammen und sorgen daher dafür, dass das Pferd mehr arbeiten muss, um das Heu fressen zu können. Zudem ist gerade bei engmaschigen Heunetzen die Gefahr, dass sich dein Pferd im Netz mit dem Hufeisen verfängt, sehr gering.
Bei einer relativ engen Maschenweite von 2×2 Zentimetern verdoppelt sich die Fressgeschwindigkeit. Dennoch sind die Meinungen zu engmaschigen Heunetzen kontrovers. Wird die Fressgeschwindigkeit durch allzu kleine Maschen zu stark gebremst, resultiert das in beträchtlichem Fressfrust beim Pferd, was sich in Ungeduld äußert; es scharrt oder beißt, nicht wenige Pferde beginnen dann, am Heunetz zu ziehen. Dein Pferd wird mit hoher Wahrscheinlichkeit am Netz beißen, was die Lebensdauer von Heunetzen stark verringert. Bei enger Maschengröße wird aus dem Fressen eher ein Rupfvorgang, der eine geringere Speichelbildung zur Folge hat. Da der Speichel aber als natürlicher Puffer gegen die Magensäure wirkt, kann dies das Entstehen von Magenproblemen bis hin zum Magengeschwür begünstigen.
Heunetz – Baustein einer artgerechten Haltung
Pferde sind so genannte Dauerfresser und sollten keine Fresspause machen, die den Zeitraum von vier Stunden überschreitet. Ihr Magen produziert ständig Magensäure. Kommt über mehrere Stunden kein Futter, steigt die Konzentration so stark an, dass die Magenschleimhaut angegriffen wird. Dies führt im Extremfall zu schmerzhaften Magengeschwüren. Ein gefülltes Heunetz kann auch nachts eine willkommene Fressgelegenheit bieten, denn Pferde haben anders als wir Menschen keinen ausgeprägten Tag-Nacht-Rhythmus.
Ein offener Trog oder eine andere offen zugängliche Futtergelegenheit ist jedoch oftmals genauso wenig ideal wie eine lange Fresspause. Denn Pferde überfressen sich, werden ggf. übergewichtig oder entwickeln andere Schwierigkeiten, wenn sie aus Langeweile zu viel fressen.
Das Heunetz hilft gegen diese Probleme, indem es die Futterzufuhr reguliert und noch mehr kann. Es verhindert, dass dein Pferd das Futter einfach schlingt, vielmehr muss es die einzelnen Heustängel zuerst sorgfältig aus dem Netz ziehen und dann gründlich kauen, was viele Gesundheitsvorteile hat.
Heunetze in vielen verschiedenen Größen erhältlich
Je größer das Heunetz, desto umfangreicher die Futterportion, die gegeben werden kann. Abhängig von deinen Plänen solltest du daher auch die Größe des Heunetzes wählen. Manche Heunetze können die Futterportion für einen ganzen Tag fassen und auf diese Weise dein Pferd optimal versorgen. Diese besitzen meist eine Breite von zwei bis drei Metern und eine Maschenweite bis 60 mm. Wenn du einen längeren Ausritt planst, kann aber auch ein kleinformatiges Heunetz praktisch sein. Es wird einfach mitgeführt und kann für Fütterungen unterwegs verwendet werden. Ein leeres Heunetz lässt sich dann ganz einfach zusammenrollen und in einen Rucksack oder eine andere Tasche packen. Du kannst die perfekte Heunetz-Größe nicht finden? Dann kannst du es dir auch anfertigen lassen. Da die Futtervorlieben von Pferden individuell sind, gibt es mittlerweile zahlreiche Anbieter, die Heunetze in Sondergrößen aller Art anfertigen
Wie werden die unterschiedlichen Heunetze eingesetzt?
Die Offenstallhaltung mit Rundballen, der durch ein Heunetz geschützt wird ist als Alternative zur Heuraufe gedacht. Der Rundballen wird dann mit dem Heunetz überspannt; und zur üblichen Futterstelle gebracht. Weil Pferde erfinderisch sind, sollte der liegende Heuballen öfters kontrolliert werden, denn mit Sicherheit wird dein Pferd versuchen, den Ballen wieder aus dem Heunetz auszupacken. Hier solltest du mit einem stabilen Knoten vorbeugen. Wenn du sicher gehen möchtest, dass der Ballen an Ort und Stelle bleibt, solltest du ihn mit einem zusätzlichen Seil an seiner Position sichern.
In der Einzelbox kann das Heunetz dabei helfen, die Fressgeschwindigkeit zu regulieren. Auch, wenn die Raufen in der Box oft schon baulich bedingt eine allzu schnelle Futteraufnahme vermeiden, kannst du mit einem entsprechenden Heunetz hier noch einmal nachsteuern und die Fressgeschwindigkeit weiter verringern. Dabei wird das Heunetz einfach über den befüllten Trog gezogen und vollständig abgedeckt. Für diese Variante gibt es spezielle Futtertröge, die bereits Befestigungsmöglichkeiten für das Heunetz bieten. Anderenfalls kannst du dir unter Umständen selbst einen Befestigungsrahmen bauen.
Heunetze ganz leicht befüllen
Heu ist besonders sperrig und lässt sich ohne Hilfe nur mit Mühe in ein Netz umfüllen. Mit einem speziellen Heunetzbefüller machst du es dir am einfachsten, die passende Menge an Heufutter in das Netz zu füllen. Hier stehen verschiedene Modelle zur Auswahl, die das Handhaben von großen Heumengen komfortabler machen. Du hast noch keinen Heunetzbefüller? Dann kannst du dir behelfen und mit einem Müllsackhalter ausprobieren, ob diese Methode für dich funktioniert. Er nutzt das gleiche Prinzip und ist wesentlich günstiger zu haben. Eine weitere Alternative ist ein umfunktionierter Basketballkorb, der zum Offenhalten des Heunetzes eingesetzt wird
So werden Heunetze befestigt
Heunetze werden in leicht erhöhter Position aufgehängt, damit das Pferd nicht hineintritt, was beim Pferd zu Verletzungen führen kann. Ideal ist jedoch eine Befestigung möglichst dicht am Boden, um dem Pferd eine ergonomische Körperhaltung zu ermöglichen. Die Unterkante des Heunetzes sollte sich in leerem Zustand etwa eine Handbreit oberhalb des Bodens befinden. Maximal bis zur Brusthöhe des Pferdes sollte das Heunetz in gefülltem Zustand reichen. Ein rechteckiges Heunetz, das an der Wand befestigt wird, darf mit den Ecken nicht auf den Boden reichen, damit keine Tretfalle entsteht. Sehr oft wird das Heunetz zusätzlich mit Karabinerhaken befestigt, die reichlich Festigkeit bieten, auch dann, wenn das Pferd am Netz zieht. Dies bietet Seilen gegenüber den Vorteil, dass sich dein Pferd nicht darin verheddern kann. Befestigung mit Sicherheitsknoten, die sich auch dann lösen, wenn das Heunetz unter Zug steht. Das hilft bei Notfällen, bei denen sich das Pferd im Heunetz verstrickt. Aber auch dann, wenn das Pferd beim Fressen am Heunetz gezogen hat, kann sich der Knoten lösen.
Karabinerhaken können auch zum zusätzlichen Verschließen der Einfüllöffnung verwendet werden. Dies ist gerade bei Heunetzen, die an der Wand befestigt werden ideal. Schlaue Pferde bemerken schnell, dass sie über die große Öffnung viel einfacher an das Futter kommen. Einige strategisch platzierte Karabinerhaken lösen dieses Problem.
Vor- und Nachteile der verschiedenen Heunetze
Wenn du ganz neu mit der Fütterung über das Heunetz einsteigst, musst du zunächst Erfahrungen damit sammeln. Eigene Beobachtungen helfen dir dabei, die passende Maschengröße zu finden, damit dein Pferd rundum optimal versorgt ist. Um Schäden musst du dir dabei keine Sorgen machen, denn diese treten nicht von einem Tag auf den anderen auf, sondern langfristig im Rahmen einer monatelangen falschen Fütterung. Bis dahin hast du aber längst eine gute Fressposition sowie das passende Heunetz dazu identifiziert.
Ein gravierender Nachteil von Heunetzen, der oft genannt wird, ist die unphysiologische Fresshaltung, die bei dieser Fütterungsart entstehen kann. Ein zu hoch aufgehängtes Heunetz sorgt für Muskelverspannungen und falschen Abrieb der Zähne, bedingt durch die Fehlhaltung. Denn dauerhaftes Heben des Kopfes ist für Pferde schlichtweg unphysiologisch. Die Schneidezähne stehen bei erhobenem Kopf nicht mehr aufeinander, was einen falschen Zahnabrieb zur Folge hat. Zudem benötigt dein Pferd mehr Kraft zum Kauen. Wenn dein Pferd auf Dauer in dieser Position fressen muss, wird es über kurz oder lang Schmerzen entwickeln.
Ein sehr tief angebrachtes Heunetz hat zwar ohne Frage Vorteile, denn es ahmt die natürliche Fressposition des Pferdes nach. Ein entscheidender Nachteil ist, dass gerade sehr tief aufgehängte Heunetze zur Falle für das Pferd werden können. Beschlagene Pferde verfangen sich besonders leicht mit dem Hufeisen-Schenkel im Netz, das Heunetz wird dann zur Tretfalle. Bei unbeschlagenen Pferden ist dieses Risiko etwas geringer.
Praxiserfahrungen mit Heunetzen
Um Fehlhaltungsstörungen bei freihängenden Netzen zu vermeiden, muss die Höhe, in der die Heunetze aufgehängt werden, sorgfältig bestimmt werden. Pferde fressen in der Natur vom Boden und sind physiologisch auf diese Körperhaltung angepasst. Beim Grasen auf dem Boden sorgen die dabei entstehenden Rumpfbewegungen zudem für eine entspannende Wirkung auf die Wirbelgelenke. Etwaige Verspannungen der Nackenmuskulatur des Pferdes werden dadurch gelindert.
Wenn ein Heunetz verwendet, sollte eine zumindest abgesenkte Haltung erreichen, wenn nicht direkt vom Boden gefressen werden kann. Dies ist in der Praxis aber gar nicht so leicht und bedarf einiger Erfahrung. Denn wenn das Heunetz nach und nach leerer wird, gewinnt es seine Länge zurück. Dann liegt es zumindest zum Teil auf dem Boden und stellt eine Stolperfalle mit Verwicklungsgefahr für dein Pferd dar.
Manche Fütterungstechniken mit Heunetzen sind jedoch absolut sicher. Wenn du beispielsweise mit Heunetzen über dem Trog arbeitest, bietest du deinem Pferd keine Gelegenheit, sich darin zu verfangen. Das rechteckige Heunetz, das an der Wand befestigt und von oben befüllt werden, können ebenfalls nicht zur Tretfalle werden. Dafür bieten sie aber nur begrenztes Volumen. Längliche Heunetze oder Heusäcke mit länglicher Form kommen dem Pferd entgegen. Dank der langgezogenen Form kann es seine Körperhaltung beim Fressen variieren, was Verspannungen und Fehlhaltungen sehr unwahrscheinlich macht.