Ich möchte die Geschichte von Liberty erzählen. Er ist ein 9-jähriger Sachsen-Anhaltiener Wallach, schocko-braun mit vielen wilden Locken in Mähne und Schweif. Unsere erste Begegnung war auf einem Rübenacker, direkt an einer Bundesstraße. Wie eine Dampflok flog er über den Acker. Es schien als ob seine Hufe den Boden überhaupt nicht berührten. Er sah aus wie gemalt. Aber in seinen Augen war die Unsicherheit und Angst zu sehen.
Er wusste nicht aus dieser Situation heraus und wieder nach Hause zu kommen. Mehrmals lief er fast über die Straße und vor ein Auto. Nur wenige hielten an, aber die die anhielten, scheuchten ihn nur immer wieder weg. Ich stand auf dem Acker und war so fasziniert von ihm, dass ich fast vergaß warum ich da war. Ich ging einige Meter auf ihn zu. Er sah mich und war sich nicht sicher, ob er wieder weg laufen sollte.
Ich drehte mich etwas um die eigene Achse. Plötzlich senkte sich sein Kopf und er kam direkt auf mich zu. Als er mich dann anstupste sprang mein Herz fast aus meiner Brust.
Ich übergab der Besitzerin wenig später ihr Pferd, aber er ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Einen Tag später fand ich heraus wer der Besitzer des Pferdes war. Ich war mehr als glücklich darüber, ihn sehen zu dürfen und das unglaubliche und unbeschreiblich schöne war, dass er mich zu erkennen schien und wieder meine Nähe suchte. Man sagte mir er stünde zum Verkauf, aber er würde nur in Hände gehen, die zu diesem Sensibelchen passen und ihn für immer behalten. Ich war furchtbar aufgeregt vor dem ersten Probereiten. Aus einem wurden noch viele weitere. Bis ich ihn schlussendlich kaufen und zu mir holen durfte.
Er war “everybodys darling” und es kullerte die ein oder andere Träne. Auch bei mir, aber aus Freude. Nun sind wir unzertrennlich und ich bin immer wieder erstaunt wie unglaublich schnell und souverän er sich alles gewöhnt hat denn er war zuvor nie wo anders, als in diesem Stall, nicht ein mal auf dem Turnier. Die Besitzerin sagte Liberty habe sich seine Freiheit genommen und sich seine neue Besitzererin ausgesucht.
Nun fliege ich gemeinsam mit Liberty über die Äcker und immernoch scheinen seine Hufe den Boden nicht zu berühren.